Einander die Hand reichen

Foto: Johannes Koenig

Foto: Johannes Koenig

Die Friedrich-Dessauer-Schule setzt mit ihrem Freundschaftsmonument ein Zeichen gegen Europaskeptiker.

Steuerungstechnik ist ihre Sprache, Völkerverständigung ihr Ziel. Ein gemeinsames Zeichen gegen die zunehmende Europaskepsis setzen Ende Mai Berufsschüler der Limburger Friedrich-Dessauer-Schule. Zusammen mit Schülern ihrer polnischen Partnerschule in Chrozòw enthüllen sie direkt vor dem Rathaus ein Freundschaftsmonument.

Die Europafähnchen sind schon gekauft – 250 Stück, um genau zu sein. Denn wenn am 25. Mai die hessische Europaministerin, Lucia Puttrich, per Knopfdruck das neue deutsch-polnische Freundschaftsmonument am Limburger Europaplatz einweiht, geht es vor allem um die europäische Idee. „Technik ist unser Alltagsgeschäft. In Zeiten Zunehmender Europaskepsis ist es aber wichtig, ein Zeichen für ein gemeinsames Europa zu setzten“, betonte der Schulleiter der Friedrich-Dessauer-Schule, Stefan Laux.

Ein Vorhaben, das er ernst nimmt: “Jetzt können wir die jungen Menschen noch erreichen. Wenn sie erst ihre Ausbildung abgeschlossen und die Schule verlassen haben, sieht das anders aus.“ Und so ist es vor allem die gesellschaftliche Komponente, die ihm und seinen Kollegen bei diesem deutsch-polnischen Gemeinschaftsprojekt am Herzen liegt. So soll das mit Mitteln aus dem europäischen Förderprogramm „Europa Plus“ geförderte Monument aus zwei maßstabsgerechten Figuren bestehen, die sich als Zeichen der Freundschaft  aufeinander zubewegen und die Hand reichen.

Seit Herbst vergangen Jahres arbeiten rund 75 Schüler und Lehrer der Limburger Berufsschule und ihrer polnischen Partnerschule im schlesischen Chorzów an diesem grenzüberschreitenden Projekt. „Ich war erstaunt, wie schnell wir zu einem Team wurden“, sagte der Elektroniker im zweiten Lehrjahr, Niklas Jung (17), über die sechs Tage im vergangenen November, in denen die Limburger Schüler in Chorzów zu Gast waren. Schnell stellte sich aber heraus, dass Technik ihre gemeinsame Sprache ist. Der Rest wurde auf Englisch und manchmal mit Händen und Füßen erledigt.

„Am Anfang, als wir die Idee vorstellten, waren wir etwas skeptisch, ob wir genug Teilnehmer finden würden“, erinnert sich der Schulleiter. Schließlich war der Kontakt zur polnischen Partnerschule auch eine Weile lang eingeschlafen. Die Sorge erwies sich aber als unbegründet: „Die Liste war am Ende so voll, dass wir nicht alle Interessenten berücksichtigen konnten.“

In fünf Projektgruppen entwickelten die deutschen und polnischen Schüler während des Chorzów-Besuchs Vorschläge, wie das Monument genau aussehen kann. Mehr oder weniger vorgegeben war dabei, dass sich zwei Figuren aufeinander zubewegen sollten. Als Extra wurde im Gewinnerentwurf noch vorgeschlagen, dass sich die beiden die Hand reichen.

Eine Aktion, die steuerungstechnisch durchaus Anspruchsvoll ist. Wobei „Anspruch“ genau das richtige Stichwort ist: „Wir wollen sowohl in der Umsetzung als auch bei den verbauten Komponenten auf dem neusten Stand der Technik sein, um zu zeigen, zu welchen Leistungen die Region hier in der Lage ist“, sagte Stefan Laux. Antrieb und Steuerung sowie Laufschienen und Fundament werden in Limburg entwickelt und gebaut, während die polnischen Partner, sich um die Beleuchtung sowie um die Webcam kümmern. So soll es später möglich sein, die Figuren per Handy von überall auf der Welt aus zu aktivieren und die Aktion dann im Internet zu verfolgen. „Dabei ist sichergestellt, dass kein Passant gefilmt wird“, ergänzte Lehrer Christopher Pfeifer.

Aus Sicherheitsgründen werden die beiden Figuren in einem von allen Seiten einsehbaren Glaskasten untergebracht. Schließlich sollen sie auf unbestimmte Zeit vor dem Limburger Rathaus stehen bleiben. Die Steuerung wird separat im Rathauskeller untergebracht, wo sie nicht extra gekühlt werden muss. An dem Projekt soll in den nächsten Jahren weitergearbeitet und die Technik ständig verbessert werden. Verbesserungen, die aber hinter den Kulissen stattfinden und von denen die Zuschauer in der Regel nichts mitbekommen. Die werden bei der großen Einweihungsfeier am 25. Mai nur sehen, dass alles funktioniert und sich die beiden Figuren auf Knopfdruck aufeinander zu bewegen und sich die Hand reichen.

Geschrieben von Johannes Koenig, erschienen in der NNP
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